Informationsabend Zukunft der Mobilität
Am Mittwoch, den 6. Februar 2019 lud die Bürgerinitiative Samerberg erneut ins Gasthof-Hotel zur Post zu ihrer Vortragsreihe ein. Das Thema lautete „Die Zukunft der Mobilität im ländlichen Raum“. Als Referenten waren geladen Dr. Markus Büchler (Mitglied des Bayerischen Landtags, Sprecher der Grünen für Mobilität) und Gernot Hartwig (Sprecher des Landesarbeitskreises Verkehr beim BUND Bayern).
Hartwig musste den Vortragstermin leider aus Krankheitsgründen kurzfristig absagen.
Als Ersatz konnte kurzfristig Josef Fortner, der Vorsitzende des ÖDP Kreisverbandes Land und Stadt Rosenheim, gewonnen werden.
Fortner stellte in Kurzform die Inhalte des aktuell laufenden Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen“ vor.
Die Zukunft der Mobilität im ländlichen Raum
Dr. Markus Büchler, von Beruf Landschaftsplaner, mit Erfahrungen als Gemeinde- und Kreisrat ist Mitglied des Bayerischen Landtags und befasst sich mit dem Themenschwerpunkt Verkehrspolitik. Er setzt sich im Verkehrsausschuss dafür ein den Kommunen, die sich zunehmend mit wachsenden Verkehrsproblemen konfrontiert sehen, einfache, kleine, alternative und schnelle Lösungen vor Ort anzubieten. Damit soll den Kommunen, die meist mit geringem Budget kämpfen die Hand gereicht werden, für innovative Lösungen im innerörtlichen Straßenverkehr, dem öffentlichen- und dem Radverkehr. Büchler setzt dabei auf Dr.Hans Reichhart, der seit November 2018 neuer Bayerischer Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr ist. Selbst aus einer Eisenbahnerfamilie stammend, jung und ideenreich will er die neuen Ansätze unterstützen.
Der wiederkehrende Ruf nach immer noch mehr neuen Straßen mit, langfristigen Straßenausbauplanungen und großflächigen, überdimensionalen Auf- und Abfahrten wird die Probleme der Zukunft nicht mehr lösen. Der Spruch „Wer baut wird Straßenverkehr ernten“ bewahrheitet sich, die Straßen laufen wieder voll, wie wir feststellen müssen.
Auch zeigen Statistiken für die Kommunen im Süden Bayerns die nächsten 10-15 Jahre eine Bevölkerungszunahme mit Zuwachsraten von 10 % an, was den Siedlungsdruck weiter verstärken wird.
Büchler skizziert Zukunftsszenarien der internationalen Verkehrswissenschaft wie das in immer greifbarere Nähe rückende „Autonome Fahren“. Hier bieten sich neue Möglichkeiten zur Entschleunigung, wenn Pendler zur Arbeit die verfügbare Zeit anderweitig nutzen können, ebenso zur Freizeitgestaltung, wenn Gruppen sich in sogenannten „Autokapseln“ fortbewegen.
Aber bis es soweit ist brauchen wir ernst zu nehmende attraktive Alternativen, die uns schnell von A nach B bringen. Eine gute öffentliche Infrastruktur, ein attraktiver Nahverkehr mit Verkehrsverbund auf Bus und Schiene, mit kurzem Zeittakt, durchgehendem Ticketsystem und einheitlichen Tarifen machen die Wahl des Verkehrsmittels einfach und vermindern den Straßenverkehr. Von unseren Nachbarländern Österreich, besonders Vorarlberg und der Schweiz können wir lernen und auf ihre bereits gesammelten Erfahrungen zurückgreifen.
Für einen solchen Verkehrsverbund würde sich hier z.B. die Region 18 mit Landkreis Mühldorf a.Inn, Altötting, Traunstein, Berchtesgadener Land und Rosenheim anbieten.
Ein „attraktives Radwegenetz“, mit „Fahrradparken“ in Fahrradboxen an Bahnhöfen, ein „Radlbus“, ein Linienbus mit Anhänger, Fahrradmitnahme in der Bahn wird außerdem zur Verkehrsverlagerung beitragen. Die Akzeptanz der Radfahrer steigt, die heute hochwertige, teure Fahrräder, bzw. „E-Bikes“ fahren,
da sie sich als Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr sicherer fühlen.
Außerdem müssen flexible Angebote für Mobilität geschaffen werden: Mitfahrgelegenheiten wie z.B. das „Mitfahrbankerl“, bereits praktiziert in den Gemeinden Aying und Irschenberg, eine „App für Autofahrer“, die über Smartphone freie Plätze anbieten und für diese Beförderungsleistung Punkte z.B. für ihre Verbundskarte MVV-Isarcard gut geschrieben bekommen unter dem Motto „Teilen heißt gemeinschaftliche Ziele erreichen“. Auch Car-, bzw. Elektro-Rollersharing, ein Jugendtaxi zu Abendzeiten und das Seniorentaxi mit ehrenamtlichen Fahrdiensten, bis hin zu Wanderbussen können helfen den Autoverkehr zu reduzieren.
Vieles beginnt in den Städten, als Mobilitäts- Drehscheiben:
„Regiotakt“ für Bahnhöfe, die sich mit anderen Bahnhöfen vertakten.
Kleine Busse mit Zubringerdiensten einsetzen, die hin- und her shutteln zu nächsten Verkehrsknoten, leistungsstarke Linien ausbauen. Ortszentren stärken mit Verkehrsschildern Zone 20, Begegnungszonen schaffen mit gleichberechtigten Verkehrsteilnehmern, Verbindung von Aufenthalts- mit Gastronomieflächen.
Zum Abschluss noch ein Hinweis auf die AGFK Arbeitsgemeinschaft fahrrad-freundliche Kommunen in Bayern „unser Dorf hat Zukunft“ www.agfk-bayern.de